Nachtrag: Das wirklich Interessante an ‘The Wire’ ist, dass die Serie nicht wie andere, ihren Blickwinkel auf einen Gegenstand fokussiert, sondern überschreitend nachdenkt und ein Multifacettenbild der Stadt Baltimore offenbart. Indem unterschiedliche Handlungslogiken transparent werden, diese mit dem Zeitablauf synchronisiert werden, zeigt sich, wie Lebenswelten je kontextgebunden entstehen und verfallen und also absolute Aussagen über “die Gesellschaft” völlig fehlgreifen müssen – auch wenn der grundlegende Strukturkonflikt zwischen Kapital und Arbeit bestimmend bleibt und die Phänotypen unterschiedlich erscheinen lässt. Dieses Sehgefühl lässt sich m.E. ganz gut mit der Dokumenation “24h Berlin” (2009) vergleichen, in der unterschiedliche Einwohner der Stadt zu parallelen Zeiten, aber an verschiedensten Orten begleitet werden: auch dort wird erkennbar, wie unterschiedlich sozialer Sinn produziert wird und wie doch die einzelnen Handlungsstränge um Abstraktionen (Symbole, Zeichen, Warenflüsse) konvergieren.
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